
06.10.2025
Von Haptik zu Robotik: Touch Sensing and Processing Summer School vereint Forschungsschwerpunkte
Die Touch Sensing and Processing Summer School fand in diesem August zum zweiten Mal statt. 40 Wissenschaftler:innen aus 16 Nationen kamen bei Dresden zusammen, um sich über ihre Forschung im Bereich taktiler Sensorik und Verarbeitung in der Robotik auszutauschen. Die fünftägige Veranstaltung bot den Nachwuchswissenschaftler:innen die Möglichkeit, mit führenden Expert:innen dieses Feldes in Kontakt zu treten. Taktile Sensoren gelten als Schlüsseltechnologie für den nächsten Durchbruch in der robotischen Manipulation.
Im Verhältnis zu ihrer Bedeutung ist die Forschung im Bereich der taktilen Sensorik und Verarbeitung noch immer relativ bescheiden im Umfang, denn die reine Verarbeitung von Bilddaten liefert nur unzureichende Informationen über die Eigenschaften von Objekten, die robotische Systeme manipulieren sollen. Gerade Materialeigenschaften wie Oberflächenstruktur, Gewicht und Härte spielen eine zentrale Rolle, wenn robotische Systeme in einer Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen flexibel eingesetzt werden sollen. Taktile Sensoren bieten daher eine vielversprechende Möglichkeit, den nächsten Durchbruch in der robotischen Manipulation zu erreichen. Mit der Summer School in Touch Sensing and Processing bietet Fellow Roberto Calandra internationalen Forscher:innen eine Plattform, auf der sie Input erhalten und sich über ihre Forschungsanliegen austauschen können.
Das diesjährige Programm vereinte zwei Forschungsschwerpunkte: die vom menschlichen Tastsinn inspirierte Forschung in Haptik und Materiallehre sowie die Forschung an roboterbasierten Anwendungen. Eröffnet wurde die Summer School von Roland Bennewitz (INM–Leibniz-Institut für Neue Materialien), der in seinem Vortrag zur taktilen Wahrnehmung von Materialien aus psychophysikalischer Perspektive die Brücke zwischen physikalischen Eigenschaften und subjektiver Erfahrung des Tastsinns schlug.
Gregory Reardon (Northwestern University), Stephen Redmond (außerordentlicher Professor am University College Dublin) und Shan Luo (außerordentlicher Professor am King’s College London) zeigten in ihren Beiträgen, wie Prinzipien und Mechanismen der menschlichen Wahrnehmung als Inspiration für die Entwicklung neuer Berührungssensoren dienen. Sie demonstrierten, wie sich diese Ansätze für die Lokalisierung und Klassifizierung von Empfindungen in unterschiedlichen Sensortechnologien nutzen lassen.
Auf der Seite der robotischen Anwendungen sprachen Katherine J. Kuchenbecker (Direktorin der Abteilung Haptische Intelligenz am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme) und Nima Fazeli (Assistant Professor at University of Michigan) über multimodale Berührungssensorik und -steuerung und betonten die zentrale Rolle haptischer Rückmeldungen für Roboteranwendungen. Fazeli hob zudem die Bedeutung der interdisziplinären Vernetzung hervor: „Es gibt sehr wichtige Unterschiede zwischen den Anreizen und Interessen der Teams oder Gruppen. Aber es gibt viele gemeinsame Technologien, von denen jede Gruppe profitieren kann. Und ohne diese Summer School wäre es sehr schwierig, dieses Verständnis zu erreichen.“
TSPSS 2025 Wanderung in der Sächsischen Schweizd
Neben einer Postersession, in der die Teilnehmer:innen ihre Forschung präsentierten, bot die Summer School auch viel Raum für informelle Begegnungen. So hatten sie Gelegenheit, auf einer Wanderung in der Sächsischen Schweiz zu der Bastei sich besser kennenzulernen und persönliche Gespräche über ihre Forschung zu führen. „Für mich war der beste wissenschaftliche Teil, den anderen Dozenten und Referenten zuzuhören, Zeit zu haben, über das Gesagte nachzudenken, Fragen zu stellen, mich bei den Mahlzeiten mit ihnen zu unterhalten und Raum für neue Ideen zu haben“, betont Katherine Kuchenbecker.